Regelschmerzen natürlich lindern
Dr. Andrea Lederer, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendgynäkologie spricht mit uns über Regelschmerzen und wie wir sie natürlich lindern können.
Wie häufig treten Regelschmerzen auf?
Regelschmerzen sind ein weit verbreitetes und oft belastendes Problem für viele Frauen. Etwa 50 bis 75 % der heranwachsenden Frauen sind betroffen, wobei 7 bis 15 % unter besonders starken Schmerzen leiden, die ihren Alltag beeinträchtigen können.
Gibt es verschiedene Arten von Regelschmerzen?
Es gibt einmal die primäre Dysmenorrhoe:
Sie ist idiopathisch, das heißt, es gibt keine zugrundeliegende Ursache oder einen Auslöser. Sie tritt bereits mit der Menarche, also der allerersten Regelblutung im Leben eines Mädchens auf und kann sehr intensiv sein. Oft leiden die Betroffenen bis zu 24 Stunden unter schweren anhaltenden Schmerzen, die mit Begleiterscheinungen wie Durchfall, Fieber, Erbrechen und Kopfschmerzen einhergehen. Diese Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Kennzeichnend ist, dass diese Schmerzen meist in Zyklen mit einem Eisprung auftreten. Die Ursache ist ein ischämischer Schmerz, das bedeutet, in der Gebärmutter ist eine verminderte Blutversorgung die Ursache für die starken Krämpfe. Hormone, die direkt in der Gebärmutter freigesetzt werden, wie Prostaglandine, Leukotriene und Vasopressin führen zu übermäßigen Muskelkontraktionen des Myometriums (=Muskelschicht der Gebärmutter). Grundsätzlich sollen diese Hormone dazu führen, dass das Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) bei der Periodenblutung abgestoßen wird.
Zu den Risikofaktoren für schwere Symptome gehören:
- frühes Menarchealter
- Lange oder schwere Menstruation
- Rauchen
- Familienanamnese für Dysmenorrhoe
Die zweite Form ist die sekundäre Dysmenorrhoe:
Sie tritt meist erst im Adoleszentenalter, also im jungen Erwachsenenalter mit ca 30-40 Jahren auf. Hier liegen Pathologien der Ursache für die Dysmenorrhoe zugrunde, wie z.B.
- gutartige Geschwulste, wie Myome oder Polypen der Gebärmutter
- Eileiter-Entzündungen
- Zysten oder Tumore im Eierstock
- angeborene Fehlbildungen
- Verhütungsmittel wie die Spirale (Intrauterinpessar, IUP)
- Endometriose, Adenomyose
- Hymenalatresien
- PID – Infektionen im Becken
Häufig findet man als Ursache hormonelle Dysbalancen, wie einen Progesteronmangel. Das kommt meist in anovulatorischen Zyklen (= Zyklen ohne Eisprung) oder unter starkem Stress vor. Die Schmerzen können bei der sekundären Dysmenorrhoe schwerwiegender sein und in der Regel länger anhalten. Frauen, die unter starken oder ungewöhnlichen Regelschmerzen leiden, sollten auf jeden Fall ihren Arzt oder ihre Ärztin konsultieren, um mögliche Grunderkrankungen auszuschließen.
Wie äußern sich die Schmerzen? Sind sie so stark, dass die Betroffenen das Bett hüten müssen?
Neben Bauchkrämpfen und Rückenschmerzen können Übelkeit, Kopfschmerzen, Fieber und Gelenkschmerzen auftreten. Oft leiden die Betroffenen so stark unter den Symptomen, dass sie tatsächlich nicht in der Lage sind, ihren alltäglichen Pflichten nachzukommen. Mädchen können die Schule nicht besuchen, Frauen müssen monatlich 1-2 Tage von der Arbeit zu Hause bleiben. Außerdem ist der Schmerzmittelbedarf hoch, aber ich rate dennoch, bei Schmerzen Medikamente dagegen zu nehmen, da sonst das Schmerzgedächtnis anspringt.
Wenn ein hormonelles Ungleichgewicht besteht, wie kann man dies am besten beheben?
Meist liegt eine Östrogendominanz oder ein Progesteronmangel vor, wenn Regelschmerzen besonders stark sind. Durch die Substitution mit bioidenten Hormonen (sie entsprechen dem körpereigenen Hormon aus dem Eierstock) steht uns eine natürliche Lösung zur Verfügung, das Defizit zu beheben. Sie können als Creme auf die Haut aufgetragen (transdermale Applikation) oder als Kapsel eingenommen werden (perorale Applikation), je nach notwendiger Dosis und Bedarf. Es ist sehr wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und verschiedene Ansätze zur Linderung von Regelschmerzen auszuprobieren. Die bioidente Hormontherapie hat vielen Frauen bereits geholfen, ihre Lebensqualität wieder zu verbessern.
Gibt es natürliche Hausmittel oder natürliche Ansätze für Frauen, damit sie ihre monatlichen Beschwerden mildern können?
Die Natur bietet eine Vielzahl von Präparaten, die Frauen helfen können, ihre monatlichen Beschwerden zu lindern. Zunächst den Mönchspfeffer Agnus castus, der den Prolaktinspiegel senkt und vor allem PMS-Beschwerden reduzieren kann. Die regelmäßige und dauerhafte Anwendung solcher pflanzlichen Präparate ist wichtig, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Weitere empfohlene Kräuter sind Frauenmantel, Fenchel, Kamille, Schafgarbe, Melisse und Ringelblume. Eine besonders wirksame Kombination dieser Kräuter bietet das Präparat „Monatsfreundin® von SonnenMoor, das eine natürliche krampflösende Wirkung hat.
Gibt es sonst noch Möglichkeiten die Leiden zu lindern, zum Beispiel auf bestimmte Lebensmittel oder die Ernährung achten?
Eine gesunde Ernährung ist entscheidend, um Entzündungen im Körper zu reduzieren und den Hormonhaushalt zu regulieren. Dies kann dazu beitragen, Regelschmerzen zu lindern oder sogar zu verhindern. Lebensmittel, die reich an Magnesium sind, wie Nüsse und Leinsamen, können die Durchblutung verbessern und die Schmerzen verringern. Eine fleischarme Ernährung und die Vermeidung von industriell hergestellten Lebensmitteln, sowie Zucker, ist zu empfehlen, da sie entzündungsfördernd sind. Histaminhaltige Lebensmittel wie Rotwein, Käse, Pilze, Tomaten und geräuchertes Fleisch sollten ebenfalls vermieden werden, da sie den Darm belasten und ebenfalls Entzündungen fördern können.
Warum ist die Ernährung so wichtig und wie kann sie helfen, Regelschmerzen zu lindern?
Gesunde Ernährung und eine gute Gewichtskontrolle sind von großer Bedeutung, da Übergewicht zu einer Östrogendominanz und zu einem relativen Progesteronmangel führen kann. Im Fettgewebe werden durch ein bestimmtes Enzym Östrogene hergestellt. Dies verstärkt dann wieder die Regelschmerzen und die Blutungsintensität. Eine ausgewogene Ernährung mit drei kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt, sowie regelmäßige Maßnahmen zur Stoffwechselaktivierung sind ratsam.
Welche Rolle spielt Sport bei der Vorbeugung von Regelschmerzen?
Sport während der Periode kann dazu beitragen, Regelschmerzen deutlich zu reduzieren, da er die Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Gebärmutter verbessert. Ich empfehle Sportarten zu wählen, die Spaß machen und die Herzfrequenz erhöhen, wie zum Beispiel Tennis, Laufen, Tanzen oder Krafttraining.
Welche Entspannungstechniken sind empfehlenswert?
Atemübungen, Yoga und Meditation sind wirksame Entspannungstechniken, aber auch Frauenheilmassagen und Hormonyoga können dazu beitragen, Regelschmerzen zu lindern.
Fazit
Es ist wichtig, mit einem Arzt über starke Regelschmerzen zu sprechen, gynäkologische Pathologien auszuschließen und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zu erkunden. Dr. Lederer betont die Bedeutung eines ausgewogenen Hormonhaushalts und warnt davor, primär zur Pille als Lösung zu greifen. Stattdessen sollten bioidentische Hormone und natürliche Ansätze in Betracht gezogen werden.